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Deutsche Ansichten über den Brexit

Die Mehrheit der deutsch-britischen Wirtschaft (56%) glaubt lat der Studie, dass der Brexit sich mittelfristig negativ auf ihr Unternehmen auswirken wird. Nur 11% glauben, dass der Brexit eine positive Auswirkung haben wird. Der Rest gab an, die Auswirkungen würden weder positiv noch negativ sein (12%) oder sie können diese derzeit noch nicht einschätzen (21%). Unter denjenigen, die negative Auswirkungen befürchten, rechnen mehr Firmen mit sehr negativen als mit relativ negativen Folgen (32% bzw. 24%).

Ulrich Hoppe, Hauptgeschäftsführer der Kammer, wertet dieses Ergebnis „als Zeichen einer immer noch starken Verunsicherung in der deutsch-britischen Wirtschaft, selbst wenn die negativen Folgen eines Brexits vor dem Referendum im Juni 2016 noch höher eingeschätzt wurden.“

Auswirkungen auf Investitionen

Den Unternehmen wurde weiterhin die Frage gestellt, wie sich ein weicher Brexit oder ein harter Brexit jeweils auf ihre zukünftigen Investitionen im Vereinigten Königreich auswirken würde. Im Falle eines weichen Brexits erwarten sogar 38% einen relativ positiven (26%) bis sehr positiven Effekt (12%) und nur für 14% wäre dieser negativ bis sehr negativ. Für fast die Hälfte der Firmen ergibt sich kaum eine Auswirkung (40%) oder sie können diese noch nicht abschätzen (8%). Das Bild verändert sich aber massiv für den Fall eines harten Brexits, denn dann rechnen mehr als zwei Drittel der Befragten mit einem relativ negativen (31%) bis sehr negativen Effekt (37%). Nur eine Handvoll Firmen (3%) sehen einen harten Brexit als positiv bis sehr positiv für ihre zukünftigen britischen Investitionen an. Für 17% bleibt ein harter Brexit ohne Auswirkungen und nur 12% sind sich über diese noch unsicher.

Erwartungen

Derzeitige Kernpunkte für die anstehenden Brexit-Verhandlungen sind für die bilateral tätigen Unternehmen eine reibungslose Übergangsphase, damit die Volatilität des Pfund-Wechselkurses begrenzt bleibt (wichtig für 80%). 66% sehen die Aufrechterhaltung der Freizügigkeit der Arbeit und 64% den weiteren Zugang zum Binnenmarkt als bedeutend an. Einheitliche Regelungen bei Warenzeichen und Patenten sind für 40% der Firmen wichtig. Sektoral betrachtet ist das sogenannte „Passporting“ für die befragten Finanzdienstleister von herausragender Bedeutung, und für die pharmazeutische Industrie sind weiterhin gemeinsame Rahmenbedingungen für die Medikamentenforschung und -zulassung sowie der Zugang zu europäischen Forschungsgeldern sehr kritische Punkte.

Patricia Godfrey, ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende der Kammer und Partnerin der Rechtsanwaltskanzlei Nabarro LLP, betont, „dass das deutsch-britische Verhältnis von zentraler Bedeutung für den Ausgang der Brexit-Verhandlungen ist. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die deutsch-britische Wirtschaft sich einen weichen Brexit und eine stabile Übergangsphase wünscht. Ein harter Brexit wäre ein schwerer Schlag für die Unternehmen, denn für 68% würde dieser sich negativ auswirken. Wir hoffen, dass die Politiker auf beiden Seiten diese Ergebnisse berücksichtigen werden.“

Die Deutsch-Britische Industrie- und Handelskammer führte 195 webbasierte Interviews mit ihren Mitgliedern und deutschen Tochtergesellschaften im Vereinigten Königreich. Die Studie wurde vom 30. November bis 7. Dezember 2016 durchgeführt.