Südkorea befürchtet Nachteile durch TPP

Seoul 19.10.2015

Die Anfang Oktober 2015 erzielte Einigung bezüglich des Trans-Pacific Partnership-Abkommens (TPP) hat in der Republik Korea hohe Wellen geschlagen. Lokale Unternehmen befürchten einen Verlust ihrer Wettbewerbsfähigkeit, da Südkorea nicht Mitglied der sich konstituierenden Freihandelszone ist. Industrieverbände rechnen damit, dass die volkswirtschaftlichen Kosten sich im Milliardenbereich bewegen werden. Besonders der Kfz-Sektor könnte unter der zunehmenden Konkurrenz im Absatzmarkt USA leiden.

 

Die koreanischen Unternehmen befürchten nach der Implementierung der TPP-Abkommen ins Hintertreffen zu geraten. Die Anfang Oktober 2015 in Atlanta grundsätzlich erfolgte Einigung über TPP, die allerdings noch von den Regierungen der Mitgliedsstaaten ratifiziert werden muss, sorgte für ein lautes Medienecho.

Das zwölf Länder umfassende Bündnis könnte dazu führen, dass Korea seine komparativen Vorteile durch bilaterale Abkommen einbüßt - so die Befürchtungen lokaler Verbände. Besonders kritisch seien dabei die Situation auf dem wichtigen Absatzmarkt USA, mit der seit 2012 mit Korea ein Freihandelsabkommen (FHA) besteht, sowie die Konkurrenz durch japanische Hersteller.

Exporteure mit zusätzlichem Wettbewerbsdruck

Analysen der Außenwirtschaftsförderorganisation Korea Trade-Investment Promotion Agency (KOTRA) zufolge dürften vor allem koreanische Exporteure von Kfz und -Teilen, TV-Geräten, Kühlschränken und Textilien nach Implementierung von TPP unter stärkeren Wettbewerbsdruck kommen.

Insbesondere wird die Konkurrenz durch japanische Hersteller von Kfz-Teilen gefürchtet. Auch internationale Agenturen sehen den Kfz-Sektor Südkoreas als Hauptverlierer von TPP. Die KOTRA-Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass koreanische Produzenten verstärkt dazu übergehen könnten, ihre Fabriken in TPP-Mitgliedsstaaten vor allem in Südostasien auszulagern.

Andere Experten wie der Verband Korea International Trade Association (KITA) gehen jedoch angesichts des bereits 2012 in Kraft getretenen FHA mit den USA von relativ geringen Auswirkungen auf den Kfz-Sektor aus, da die Zollsenkungen für koreanische Fahrzeuge schon ab 2016 greifen sollen im Gegensatz zu denen für japanische Kfz, die sich wahrscheinlich über die nächsten 25 Jahre hinweg ziehen dürften.

Smartphones und Halbleiter nicht beeinträchtigt

Weniger betroffen dürften andere wichtige Exportprodukte koreanischer Hersteller wie Smartphones oder Halbleiter sein, da diese beim Export in zahlreiche Mitgliedsstaaten der Welthandelsorganisation (WTO) über das sogenannte Information Technology Agreement bereits zollbefreit sind. Auch für die Produktkategorien Stahl, Chemikalien, Elektronikerzeugnisse und Baumaterialien sehen die Experten von KOTRA keine größeren Beeinträchtigungen durch das TPP-Abkommen, da die Hauptwettbewerber in diesen Bereichen nicht japanische, sondern chinesische Firmen sind und diese wiederum nicht direkt von TPP profitieren können.

TPP sieht unter anderem den Abbau von Zollsätzen und nichttarifären Handelshemmnissen bei Gütern und Dienstleistungen vor. Zu den Mitgliedsstaaten zählen neben den USA auch Kanada, Mexiko, Peru, Chile, Japan, Singapur, Vietnam, Malaysia, Brunei, Australien und Neuseeland. Außer mit Mexiko und Japan hat Korea mit sämtlichen TPP-Mitgliedern ebenfalls FHA in der Vergangenheit abgeschlossen. Darüber hinaus unterschrieb das Land im Herbst 2014 ein Abkommen mit der VR China, die kein Mitglied der TPP ist.

Die koreanische Regierung hatte 2008 entschieden, sich nicht an den TPP-Verhandlungen zu beteiligen, sondern sich auf die bilateralen Abkommen mit den USA und China zu fokussieren. Im Anschluss an die jetzt erfolgte Einigung begrüßte Korea in den lokalen Medien grundsätzlich das Zustandekommen der Freihandelszone, die etwa 40  Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) umschließt und erwägt Medienberichten zufolge einen Beitritt. Die Regierung will die Auswirkungen prüfen und in Kürze eine endgültige Entscheidung treffen, ob Südkorea sich als Mitglied bewerben wird.

Gemäß einer Analyse des Instituts Korea Institute for International Economic and Policy (Kiep) würde die südkoreanische Wirtschaft zehn Jahre nach Aufnahme ein zusätzliches BIP-Wachstum von 1,7 bis 1,8 Prozent generieren können. Darüber hinaus würde das Handelsbilanzplus um 200 bis 300 Millionen US-Dollar pro Jahr steigen. Eine Nichtteilnahme würde laut Kiep-Analyse auf der anderen Seite in zehn Jahren 0,1 Prozent weniger Wachstum, Handelsbilanzverluste in Höhe von 100 Millionen US-Dollar und einen Produktionsrückgang von etwa 400 Millarden US-Dollar im verarbeitenden Gewerbe nach sich ziehen.

>>> Komplette Meldung bei GTAI inklusive einer Übersicht der koreanischen Freihandelsabkommen.

>>> Die Themenspezialseiten des Außenwirtschaftsportals zum geplanten transatlantischen Handelsabkommen TTIP.

(Quelle: GTAI)