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Erholt sich Indiens Wirtschaft wegen der Modi-Regierung

Im Mai 2014 wurde nach fünf Wochen andauernden Wahlen der Chef der Bharatiya Janata Partei (BJP), Narendra Modi, Premierminister. Die Regierung ist die erste seit 25 Jahren ohne Koalition. Mit der Wahl des als pro-wirtschaftlich geltenden Modi wurden große Hoffnungen auf Reformen verbunden. Denn in Indien behindern Bürokratie und eine schlechte Infrastruktur seit vielen Jahren private und öffentliche Investitionen. Nach nur einem Jahr im Amt hat die Regierung wichtige Maßnahmen eingeleitet. Dazu zählt die Steuer auf Waren und Dienstleistungen, die Wachstum und Staatseinnahmen ankurbeln soll. Ebenso sollen Direktinvestitionen aus dem Ausland in etlichen Branchen einfacher werden, indem Begrenzungen wegfallen.

 

Zuversicht der Wirtschaft wächst

Steigende Zuversicht machte sich im vergangenen Jahr bemerkbar. So stiegen die ausländischen Direktinvestitionen. Die neue Regierung erlaubte, dass Ausländer die Eisenbahn-Infrastruktur und Baufirmen komplett erwerben können. Sie verspricht sich davon, dass die Entwicklung der Infrastruktur und der Fertigung voran kommen. Investitionsgrenzen für ausländisches Kapital bei Versicherungen und im Militärsektor wurden von 26 auf 49 Prozent angehoben. Das Reformprogramm dürfte die Erholung der Wirtschaft insgesamt vorantreiben. Da die Inflation jetzt unter Kontrolle ist, könnte die Geldpolitik etwas gelockert werden. “Direkt mit der Amtsübernahme hat die Regierung ein Reformprogramm begonnen, um die Investitionen wieder anzukurbeln und Lieferhemmnisse zu beseitigen. Die Konsolidierung der Finanzen behielt dabei Priorität. Dabei profitiert die Regierung vom günstigen makro-ökonomischem Umfeld. Der Ölpreis ist niedrig, die Inflation unter Kontrolle. So ist Spielraum für die Finanzpolitik entstanden“, sagt Charlie Carre, Economist für Emerging Asia bei Coface. „Dabei muss aber erwähnt werden, dass bei den privaten Investitionen noch Potenzial ist und der Beitrag der Investitionen zum BIP gering bleibt. Dies liegt daran, dass Unternehmen eher ihre Schulden abbauen und Projekte sich verzögern, aber auch an den globalen Unwägbarkeiten.“ Laut OECD hat Indien aber noch immer gravierende Restriktionen bei ausländischen Direktinvestitionen. Zwar hat die Modi-Regierung es geschafft, die Investorenzuversicht wieder zu stärken, die Hürden sind aber noch substanziell. Viele Branchen sind weiter gedeckelt oder brauchen die Zustimmung der Regierung.

Branchen-Ausblick für Stahl und IT

Indien hat sich entschlossen, die produzierenden Unternehmen wettbewerbsfähiger zu machen. Davon und vom Bedarf aus den damit verbunden Infrastrukturplänen wird auch die Baubranche profitieren. Die breit gefächerten Investitionen stimulieren die Nachfrage nach Baustoffen, besonders, aber nicht nur nach Stahl. “Der Bedarf an Stahl wird durch die Infrastrukturprojekte steigen. Das ist zwar gut für die Branche. Allerdings steigen dadurch auch die Stahlimporte, vor allem aus China. Und der Druck auf die inländischen Preise wird zunehmen. Der Preisunterscheid von 20 Prozent zwischen in Indien und in China bezogenen Stahlprodukten stellt die inländischen Stahlwerke vor große Probleme“, sagt Rocky Tung, Economist für Asien-Pazifik bei Coface. Die India Brand Equity Foundation (IBEF) schätzt Indiens Weltmarktanteil an den IT-Dienstleistungen auf rund 52 Prozent. Wesentlicher Erfolgsfaktor des Sektors sind die geringen Arbeitskosten, die nur ein Viertel bis ein Drittel im Vergleich zu denen in den USA betragen. „Solange die Löhne nicht über Nacht sprunghaft ansteigen wird die IT-Service-Branche global wettbewerbsfähig bleiben. Allerdings dürfen Herausforderungen aus China, Malaysia und den Philippinen nicht unterschätzt werden“, sagte Rocky Tung.

 

Politische Unsicherheiten beobachen

Der Wahlsieg von Narendra Modi und die von seiner Regierung eingeleiteten Reformen haben dazu beigetragen, die Zuversicht der Investoren zu stärken. Jüngste Maßnahmen, darunter die Verordnung zur Begrenzung von Bestimmungen zum Landerwerb, helfen Behinderungen auf der Angebotsseite zu mindern. Weitere Reformen sind aber nötig, um die dringend benötigten Investitionen und Wachstum zu stimulieren. Die Modi-Regierung hat gezeigt, dass sie entschlossen ist, ihre Versprechen zu halten. Die eingeleiteten Reformen in Verbindung mit dem Programm “Made in India” werden sich mittelfristig positiv auf die Infrastruktur und den Stahlsektor auswirken. Die IT-Branche wird staatliche Unterstützung bekommen, um die bevorstehenden Herausforderungen zu bewältigen. Dazu zählen insbesondere niedrigere Abgeltungssteuern auf Lizenzen. Trotz allem könnte es Proteste aus dem Bürgertum gegen die Regierung geben. Zudem hat die BJP keine Mehrheit im Oberhaus, sie kontrolliert lediglich 13 von 29 Staaten. So dürften mögliche Probleme mit politischem Hintergrund das eigentliche Risiko für eine Umkehr des Aufschwungs darstellen. Sollte die Regierung starken Widerstand im Oberhaus erfahren, könnte Modi sich gezwungen sehen, Gesetzesvorhaben zu verschieben oder zu Durchführungsverordnungen zu greifen. Außerdem darf nicht verkannt werden, dass die BJP-Regierung vom derzeit günstigen makro-ökonomischen Umfeld mit niedrigen Rohölpreisen und einer teilweisen wirtschaftlichen Erholung in der EU profitiert.

Eine ausführliche Indien-Studie (englisch) der Coface-Gruppe können Sie hier herunterladen.

(Quelle: Coface)